Wenn Herr Gauck zum Ehejubiläum gratuliert

Johanna und Franz-Josef Pooth aus Bislich feierten gestern ihre Eiserne Hochzeit.

Wesel (isa) „Ich habe ganz schön gestaunt“, erinnert sich Franz Pooth an den Moment, an dem er am Samstag einen Blick in den Briefkasten geworfen hat. Kein Wunder, schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass man einen Brief vom Bundespräsidenten bekommt.

(Bild links) Die Ur-Bislicher Johanna und Franz-Josef Pooth sind seit 65 Jahren verheiratet.

„Es ist schön, wie Menschen so lange durch viele Jahrzehnte glücklich zusammenleben, alles teilen und Verantwortung füreinander und andere übernehmen“, heißt es in dem Brief, mit dem Joachim Gauck den Eheleuten Johanna Gertrud und Franz Josef Pooth aus Bislich zu ihrer Eisernen Hochzeit gratuliert.

Auch Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp schickten ihre Glückwünsche. 65 Jahre ist es nun her, dass Franz und Johanna Pooth sich am 28. Dezember 1948 standesamtlich das Ja-Wort gaben, kirchlich heirateten sie zwei Tage später. Es war das Jahr, in dem die D-Mark eingeführt wurde. 40 Mark bekam damals jeder. Gemeinsam leisteten sie einen verchromten Luxusherd für 320 Mark. „Das waren unsere ersten Schulden. So sind wir damals angefangen“, erzählt der 87-Jährige. Angefangen hat die gemeinsame Geschichte der beiden Bislicher aber schon früher. Sie kannten sich bereits aus der Schule. Gefunkt hat es erst, als Franz Pooth, der in Kriegszeiten bei der Marine war, 1945 aus der Gefangenschaft zurückkehrte. Nach dem Hochamt am 5. August hat Johanna, damals noch Schmitz, Franz „überrascht und begrüßt“. Sie wurden schnell ein Paar.

„Früher hatte man nicht so ein Rudel wie heute. Da hat man aufgepasst, dass keiner mehr an sein Mädchen drankommt“, erinnert sich Franz Pooth. „Damals hatte wir aber noch einen Aufpasser. Meinen Vetter“, erzählt Johanna Pooth (86). Drei Jahre später folgte die Hochzeit. „Wir mussten heiraten. Wir wollten auch, aber eigentlich nicht so früh“, sagt Franz Pooth. Denn der erste von zwei Söhnen war unterwegs. Der Pastor in Bislich gab damals während des Brautunterrichts zu verstehen, was für eine schwere Sünde das sei. „Er hat es uns merken lassen, wir waren beleidigt und haben dann in St. Peter in Hamborn geheiratet“, so Franz Pooth.

Ihr gemeinsames Zuhause haben sie in seinem Geburtshaus gefunden - allerdings waren beide oft unterwegs. Denn Franz Pooth, der vor dem Krieg eigentlich Bäcker und Konditor gelernt hatte, schulte um zum Schiffsführer. Gemeinsam mit seiner Frau war er jahrelang auf Rhein, Main und Mosel unterwegs, später war er als Tiefengreifer-Baggerfahrer tätig - und fand dabei in der Xantener Nordsee unter anderem einen Stoßzahn eines urzeitlichen Waldelefanten und einen komplett erhaltenen Tonkrug aus der Römerzeit, der nun im Bislicher Heimatmuseum zu bewundern ist.

Seit 1989 genießt er mit seiner Frau das Rentnerleben. „Ich koche und backe leidenschaftlich gern“, so Franz Pooth. Und das oftmals mit Zutaten aus dem eigenen Garten. Einen Großteil seiner Freizeit hat das Paar stets damit verbracht, ihren 600 Quadratmeter großen Garten zu pflegen und zu bearbeiten. Mittlerweile treten sie kürzer. Das ist auch der Grund, warum sie die Eiserne Hochzeit am 30. Dezember - im Gegensatz zur Gold- und Diamanthochzeit, zu denen jeweils über 100 Gäste kamen - dieses Mal mit Dankesmesse in St. Johannes und anschließend in der Gaststätte Pooth im kleinen Kreis mit der Familie gefeiert haben. Die besteht aus zwei Kindern, drei Enkeln und zwei Urenkeln, ein dritter ist unterwegs. Ihr Wunsch für das neue (Ehe-)Jahr: Gesundheit.

„Wir freuen uns über jeden Tag, dem wir uns das Händchen halten können“, so Franz Pooth. Er hat auch schon in der Liste nachgeschaut, welches Ehejubiläum als nächstes ansteht: die Steinerne Hochzeit in zwei Jahren und danach die Gnadenhochzeit. Der Bundespräsident sollte die Adresse der Pooths also besser aufbewahren?

 

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