Wesel-Monopoly

 NRZ Bericht vom 25.09.2010

Himmel, Wasser und Küsse auf’m Deich
Wesel, 24.09.2010, Susanne Storck

 

 

 

  
Marwick in Bislich: Radeln auf dem Deich ist sehr beliebt. Foto: Kurt Michelis

Himmel, Wasser und Küsse auf’m Deich
Wesel, 24.09.2010, Susanne Storck
Wesel. „Niederrhein ist dort, wo der Himmel die Erde küsst.“ Als Hanns Dieter Hüsch dieser wunderbare Satz einfiel, muss er am Marwick entlang spaziert sein. Die Straße am Deich ersetzt bei Wesel-Monoply die Goethestraße.
Die Straße, die sich über drei Kilometer auf dem Deich in Bislich entlang schlängelt, verzaubert ihre Besucher. Hier verliert sich der Blick ins Weite, hier ist Natur auf das Wesentliche reduziert: Himmel, Wasser, Wiesen, Weite.
Und Schafe. Auf dem Deich grasen die Texelschafe, Bentheimer Landschafe und Heidschnucken von Jens Holtkamp (30). Insgesamt rund 600 Mutterschafe bewegen sich ganzjährig auf 43 Hektar Land. Und das schon seit 1997, als die rund zweieinhalb Jahre dauernde Deich-Sanierung begann. Andere Tiere oder gar Maschinen dürfen auf dem Deich nicht ans Grünzeug ran, bestätigt der Schäfer, der seinen Beruf „mit Leib und Seele“ ausübt. Seine Rasenmäher auf vier Beinen sind Gold wert. Mit ihren kleinen Hufen treten die Tiere die Grasnabe fest und halten sie durchs Abfressen schön kurz. Das gibt den Wurzeln Kraft, was wiederum für einen stabilen Deich sorgt. So schließt sich der Kreis, der in der Fachsprache „goldener Tritt“ heißt.
Das Paradies von Bislich

Auch bei Familie Kock stehen ein paar Schafe im Garten. Theodor Kock, der vor 14 Jahren gestorben ist, betrieb hier eine Schmiede. Das alte Gebäude steht auf dem Familienanwesen. „Die Schmiede soll vom Heimatmuseum übernommen werden“, sagt Schwiegertochter Margret Kock. Was dessen Chef Peter von Bein bestätigt. „Wir wollen im nächsten Jahr anfangen“, jedoch sei die Finanzierung noch in der Schwebe. Ganz sicher weiß er aber, warum die Gegend am Marwich als das „Paradies von Bislich“ bezeichnet wird. „Hier standen früher, noch vor dem Krieg, viele Obstbäume“, so Peter von Bein. „Und wenn die im Frühjahr blühten, sah das einfach paradiesisch aus.“

Auch ohne Baumblüte geht es einem rundum gut, der mit Muße durch die Gegend schlendert. Das fühlt sich an wie Ferien und irgendwie auch wie angekommen sein. Da stehen Strandkörbe im Garten, die ersten Wildgänse rasten in den Wiesen und linksrheinisch strahlt die Sonne in der Ferne den Xantener Dom an.

Wer so viel Wohlgefühl in Ruhe genießen will, ist auf dem Hellenhof gut aufgehoben. Josef Heiligers und seine Familie betreiben ihn seit 14 Jahren. Im fahrradfreundlichen Bauernhof-Café gibt es neben selbstgebackenen Kuchen auch Deftiges wie Suppen und Schnitzel. „Am Wochenende brummt es hier, bei schönem Wetter auch an Wochentagen“, freut sich Josef Heiligers. Von Haus aus ist er Landwirt, betreibt heute noch eine Mutterkuh-Haltung mit 15 Tieren.

Josef Heiligers schätzt sein Leben auf dem Deich. „Ich bin hier geboren, die Bodenständigkeit ist gegeben.“ Hier lebe man auf dem Lande in guter Nachbarschaft. „Einer steht für den anderen ein.“

 

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