Wie Lachse im Rhein gezählt werden

Durch den Fluss verlaufen in Höhe von Bislich drei knallrote Antennenkabel. Mit Transpondern versehene Fische werden hier seit 1997 wissenschaftlich registriert

Johannes Kruck

Wesel. Hunderte Meeresfische, darunter solch schmackhafte Delikatessen wie Lachse, wandern nahezu unbemerkt den Rhein hinauf – und damit auch vorbei an Wesel. Von der Nordsee aus sind sie unterwegs zu den Laichplätzen in den Süßgewässern an Sieg, Agger, Dhünn, Eifelrur. Dort sorgen sie für Nachwuchs und verenden in der Regel, nachdem sie ihr „Lebenswerk“ vollbracht haben. Diese Fischwanderungen beobachten die Biologen schon seit Jahrzehnten und möchten verlässliche Zahlen dazu bekommen. Genau aus diesem Grund gibt es im Rhein – bei Rheinkilometer 822,8 – zwischen Bislich auf Weseler Seite und der Bislicher Insel auf Xantener Gebiet eine Fischzählanlage, auch Kontrollstation oder Nedap-Station genannt.

Die Anlage wurde 1997 dort installiert und ist kaum als solche erkennbar. Das Prinzip ist ganz simpel: Beim Überschwimmen der durch den Fluss verlegten dicken knallroten Kabelantennen wird ein Transponder, der einigen Fischen mit einer Kapsel implantiert wurde, aktiviert und sendet ein Codesignal. Die Technik funktioniert so ähnlich wie der Diebstahlschutz in Kaufhäusern.

Karin Camara vom NRW-Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz erläutert: „Bei der Nedap-Station Xanten handelt es sich um eine simple Empfangsantenne des Nedap-Trail-Systems, einem Telemetriesystem. Die Antenne besteht aus einem langen Kupferkabel, das zwischen den Gewässerufern verläuft und an eine kleine Einheit angeschlossen ist, die via Telefonleitung die empfangenen Signale weiterleitet.“ Es gibt im Rhein- und Maas-Einzugsgebiet mehr als 70 dieser Stationen, die sich überwiegend in den Niederlanden, aber auch in Frankreich, Belgien und Deutschland befinden. Xanten ist eine der insgesamt fünf Stationen in NRW (Rhein, Lippe, Ruhr, Wupper, Sieg).

Detektiert werden sogenannte „Nedap-Transponder“. Das sind aktive Sender mit einer Lebensdauer von bis zu vier Jahren, die in Fische implantiert werden. In der Folge können die so markierten Fische beim Passieren der Stationen gezählt werden. Im Vordergrund dieser Untersuchungen steht das Wanderverhalten von Langdistanz-Wanderfischen wie Lachs und Aal. Camara: „Über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren sind rund 540 Junglachse (sogenannte Smolts) und mehr als 800 Aale in Xanten registriert worden.“ Das Nepad-Trail- System wird von Rijkswaterstaat in den Niederlanden betreut, wo alle Detektionen aus alle Projekten erfasst und ausgewertet werden.

Andere Biologen schauen direkt in den Laichgewässern nach, welche Fische dort ankommen. Dr. Frank Molls, Geschäftsführer des Rheinischen Fischereiverbandes: „Wir haben dort im vergangenen Jahr 192 Lachse und 46 Meerforellen registriert. Bei einer Fangquote von maximal 50 Prozent waren es real deutlich mehr Fische, die in Xanten vorbeigeschwommen sind.“ Er beobachtet die Aktivitäten von elf Wanderfischarten: Dazu gehören neben dem Lachs, der Meerforelle und dem Aal auch der Stör, die Flunder, der Stind, der Maifisch, die Finte, das Flussneunauge sowie das Meerneunauge und der Nordseeschnäpel.

 

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