Atomares Lager: Bislich will wachsam bleiben

Bei einem Infoabend erklärte Bürgermeisterin Westkamp den Sachstand. Sorge bei den Einwohnern

Bürgermeisterin Westkamp erklärte den Sachstand. 
Wesel Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit, dass es ausgerechnet Wesel trifft, ist überschaubar – es gibt 90 Gebiete, die deutschlandweit als mögliche atomare Endlagerstätten infrage kommen, sie decken 54 Prozent der Landesfläche ab.

Von Rita Meesters Foto Hermann FFS

Die Bislicher Vereinsvorsitzenden, die sich am Mittwochabend im Haus Pooth mit SPD-Vertretern und Bürgermeisterin Ulrike Westkamp trafen, waren dennoch beunruhigt über die jetzt veröffentliche Karten mit potenziellen Standorten. Ganz Wesel ist dort markiert – doch wenn, dann würde es Bislich treffen, da waren sich die Anwesenden sicher.

In Bislich wurde Tongestein als mögliche Hülle für das Lager ausgemacht und es gibt weitere Gründe, die dafür sprechen. Die Vereine wollen nun die Bürger ansprechen, wachsam sein und sich vor allem weiter informieren – denn vieles liegt noch im Dunkeln. Das war das Ergebnis des Abends.

Die Bürgermeisterin hatte bereits angekündigt, sich an die Spitzes des Widerstandes zu stellen, wenn es notwendig werden sollte. Noch sind die Mitarbeiter im Rathaus dabei, den über 400 Seiten starken Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) zu lesen und zu verstehen. „Das ist sehr technisch“, so Westkamp.

Fest steht: Die Karte listet zunächst nur geologisch geeignete Gebiete auf – andere Kriterien spielen noch keine Rolle. In weiteren Schritten sollen mögliche Standorte untersucht und immer weiter aussortiert werden, berichtete Westkamp über das Verfahren. Zwei Orte bleiben dann übrig, dort werden Bergwerke errichtet, die die möglichen Lagerstätten genau prüfen.

Bis 2031 soll die Entscheidung fallen. Klingt weit weg, aber: „Das ist schnell erreicht“, warnte Westkamp. Doch die gesamte Region ist nicht geeignet für die sichere Lagerung von Atommüll, darin waren sich die Anwesenden einig: Hochwasser, Bergsenkungen, Auskiesung und sogar die Gefahr von Erdbeben stehen dem entgegen.

Dennoch: Die Befürchtung ist da, dass das ländliche Bislich mit seinem einst als Kraftwerkstandort vorgesehenen Areal in Vahnum, wo sogar einmal ein Hafen gebaut werden sollte, ins Visier gerät. „Dürfen die eigentlich Probebohrungen durchführen?“ „Müssen die Bürger vorher gefragt werden?“ Fragen, die an diesem Abend aufkamen. Auf privatem Grund können Bürger Erkundungen verweigern, ermunterte Ludger Hovest, dies nicht zuzulassen. Bürgermeisterin Westkamp will bei Land und Bund darum bitten, über mögliche Aktivitäten vorab informiert zu werden.

Einige äußerten sich überrascht und erschrocken, dass Wesel auf der Karte auftaucht. Die Aussicht, ein Endlager zu beherbergen, würde Bislich schwer schaden, sagen sie. Die Immobilienpreise, den Tourismus, die Attraktivität. „Wer zieht dann noch hier hin?“ Und Demos wie früher in Kalkar will auch niemand.

Es sei ihre fest Überzeugung, dass die gesamte Region aufgrund der ohnehin schon bestehenden Belastungen gestrichen werden muss, stellte Westkamp klar. Sie will als Sprecherin der Bürgermeister im Kreis Wesel auch die Kollegen auf das Thema ansprechen – immerhin ist nicht nur Wesel betroffen, sondern auch Hamminkeln, Schermbeck und Xanten.

Erst einmal sollen nun weitere Informationen gesammelt werden über die Kriterien für ein Endlager – und immerhin gibt es auch die Möglichkeit, dass Wesel schnell raus aus dem Kreis der möglichen Standorte...

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