Bislich würdigt seine Fährmänner

Denn sie halten seit Jahrhunderten die Verbindung über den Rhein aufrecht. Die Mundartgruppe widmete der Zunft nun ein Denkmal direkt am Deich

Von Merle Häring Foto Gerd Hermann

Die Mundartgruppe Bislich sorgte für den Fährmann im Boot. Direkt am Deich erinnert er an die Fährverbindung, die eine lange Geschichte hat.

Wesel. Ein neues Kapitel der Bislicher Fährgeschichte wurde am Samstagvormittag mit der Enthüllung der neuen Fährmann-Stele „Fährmann, hal öwer“ (Fährmann, hol’ über) eingeläutet. Zur feierlichen Zeremonie und dem anschließenden geselligen Beisammensein hatten sich zahlreiche Schaulustige auf dem Deich eingefunden – trotz eisigen Windes. Allen voran die Bislicher Mundartgruppe, die die Stele stiftete und deren Mitglieder die Enthüllung mit Gedichten und Geschichten begleiteten, aber auch die stellvertretende Bürgermeisterin Birgit Nuyken. Sie betonte: „Ich komme immer gern nach Bislich, aber besonders zu einem solchen Anlass. Wenn man hier oben steht und bis zum Xantener Dom schauen kann, ist das etwas ganz Besonderes. Da weiß ich dann, wieso ich den Niederrhein so liebe.“

Genau diese Heimatverbundenheit ist es, die viele Bislicher verbindet. In dem Zusammenhang appellierte Heinz Bienen-Scholt an die Anwesenden: „Habt eure Heimat lieb.“

Das beschauliche Dorf am Rhein kann auf eine jahrhundertelange Fährgeschichte zurückblicken. Einen Bruchteil davon ließ Bienen-Scholt wieder aufleben. Er berichtete vom langjährigen Fährmann Hubert Rams, der seinen schweren Dienst im Zweiten Weltkrieg und der Nachkriegszeit tat. Und auch vom legendären Fährmann Johann-Hermann Hartmann aus dem 18. Jahrhundert, der im damaligen Haus Nummer 41 in Rheinnähe wohnte. Er erzählte: „Von hier aus hatte er den Rhein immer im Blick, auch vor dem gefährlichen Eisgang. Der letzte Eisgang fand 1954 statt.“

Ilse Kühnen und Ursula Bruns von der Mundartgruppe trugen passende Gedichte in Platt- und Hochdeutsch vor, so zum Beispiel „Der Fährmann“ von Ernst Wiechert: „Sieh, wie die Sterne säumen, seiner silbernen Flügel Rand. Halte die Hand des Fährmanns, vielleicht ist sie Gottes Hand.“ Oder ein Mundartgedicht über den damals sehr bekannten Fährmann Heinrich Kempkes, „das sogar die Kinder in der Schule auswendig lernen mussten“, wie Ursula Bruns weiß. Darin wird die enorme Wichtigkeit der Fährmänner für das Rheindorf klar: Denn er war die Verbindung zur Stadt, der einzige Weg über das Wasser – und er hatte einen sehr gefährlichen Job.

Nun wurde all den ehrenhaften Fährmännern ein Denkmal gesetzt: Bernd Michelbrink fertigte nicht nur die Zeichnung dafür an, sondern stellte in seiner Firma Micontec mit Hilfe von Lasertechnologie auch die Stele fertig. Für diese Arbeit wurde ihm im Namen der Mundartgruppe eine Bleistiftzeichnung des Rheindamms mit Blick auf die Bislicher Kirche überreicht. Er erläuterte: „Die Stele ist aus Edelstahl, denn das rostet nicht und hält Wind und Wetter problemlos stand.“ Das ist ganz wichtig, weil die Stele direkt am Deich jeder Witterung ausgesetzt ist. Aber so wird sie Jahr für Jahr alle, die daran vorbeigehen oder -fahren, an Bislichs lange – und dank der Keer Tröch II bis heute andauernde – Fährgeschichte erinnern.

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