Cannabis-Plantage in Bislich

Zollfahndung hebt Anlage auf einem verpachteten Hof aus. 1600 Pflanzen professionell angebaut. Die Ermittlungen gehen weiter

Von Susanne Zimmermann, Fotos Zoll

Ein Blick in die Bislicher Cannabis-Plantage.  Fotos:

Wesel. Morgens um 7 Uhr war die Nacht zu Ende: Im Bereich Schüttwich in Bislich hat der Zoll am Mittwoch eine Razzia auf einem verpachteten Hof durchgeführt. „Plötzlich waren viele Autos unterwegs“, sagt ein Anwohner, „der Strom fiel aus“. Weil man auf dem Dorf natürlich wissen will, was in der Nachbarschaft los ist, schaute er nach – und wurde weggeschickt. Gestern schließlich bestätigte der Essener Zoll, was die Nachbarn schon länger vermuteten. Unter der Überschrift „Ausgeblüht“ teilt der Zoll mit, eine Indoor-Plantage mit 1600 Cannabispflanzen ausgehoben zu haben, ein Niederländer wurde festgenommen.

Kein Schnee auf dem Dach

„Es war die einzige Scheune in der Gegend, auf deren Dach im Winter der Schnee schmolz“, sagt eine Nachbarin. Als der Wind mal zwei Dachziegel heruntergeweht hat, seien die sofort wieder angebracht worden. „Ich wollte die Leute ansprechen, aber als ich näher kam, verschwanden sie sofort.“ Ohnehin seien sie nicht sonderlich kontaktfreudig gewesen, die Fenster waren verhängt, es seien auch immer mal wieder wechselnde Personen da gewesen, das Gelände ist eingezäunt. Sie hielten Schafe, hätten die Niederländer angegeben – gutes Stroh aber hinaus in den Regen geworfen. Auf dem Land fällt so etwas auf. Als Anfang 2017 in Goch Plantagen entdeckt wurden, habe sie ihren Verdacht bei der Polizei in Hamminkeln gemeldet. „Ich fühlte mich nicht ernst genommen“, sagt die Nachbarin.

1600 Cannabis-Pflanzen fanden die Zollfahnder am Mittwoch, die Plantage war rund 170 Quadratmeter groß und in Parzellen aufgeteilt. 1100 zum Teil blühende Pflanzen und 500 Setzlinge gab es dort. Doch Cannabis braucht viel Licht und Wärme: 110 Hochleistungslampen versorgten die Pflanzen in Bislich damit – was das Phänomen mit dem schneefreien Dach erklärt. Weil die Lampen ungeheuer viel Energie fressen, hatten die Plantagenbetreiber, ein Paar aus den Niederlanden, das Stromnetz angezapft. Man habe den Strom aus Sicherheitsgründen abgestellt, teilt der Zoll mit, das betraf nicht nur diesen Hof, sondern auch die umliegenden Gebäude.

Laut Zoll hat das Paar (32 und 35 Jahre alt) die Plantage betrieben und lebte auch auf dem Hof. Zunächst trafen die Beamten nur die 32-jährige Frau vor Ort an. Ihr Partner konnte kurz vor der Durchsuchung zunächst entkommen. Kräfte des Hauptzollamts Duisburg mit Hündin „Cleo“ spürten den Mann auf dem Gelände der Kiesbaggerei Holemans auf. Er hatte sich im Sand vergraben, konnte die feine Nase der Hündin damit aber nicht irreführen. Der Mann ist am Donnerstag dem Amtsgericht Dinslaken vorgeführt worden, das Untersuchungshaft anordnete.

Auch das Technische Hilfswerk kam zum Einsatz, ein Spurensicherer der Kreispolizei Wesel und Fachleute des Landeskriminalamtes NRW. Das THW hatte die notwendigen Kapazitäten, um die Cannabispflanzen abzutransportieren.

Eines ist für die Zollfahnder klar: „Die in der Scheune vorgefundene Aufzuchtanlage war mit hochwertigem Equipment zur Aufzucht von Cannabispflanzen versehen, zudem offenbar sorgfältig geplant und aufgebaut. Das deutet daraufhin, dass die Anlage zum dauerhaften Betrieb, also zur professionellen Aufzucht von Cannabispflanzen ausgelegt war“, sagt Christian Seipenbusch, Sprecher des Zollfahndungsamts Essen. Die Anwohner berichten, dass bereits seit 2016 Fahrzeuge mit niederländischen Kennzeichen auf dem Hof – den wir auf Bitte des Zolls nicht genauer benennen – zu sehen waren. Der Verpächter des Hofes lebt nicht in Wesel. Er habe daher von dem Treiben nichts mitbekommen, sagt er auf NRZ-Anfrage.

Die Ermittlungen des Zolls haben Anfang 2018 begonnen, zuständig ist das Zollfahndungsamt Essen im Auftrag der Staatsanwaltschaft Duisburg.

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