Die Natur ist in Bewegung

Während Wintergänse und Singschwäne noch den Niederrhein schätzen, errichten auch die ersten Störche schon ihre Nester.

Bevor die Tiere in den nächsten Wochen den Heimweg nach Finnland antreten, lichtete Hans Glader diesen Singschwan bei Sonnenaufgang ab. Foto: Glader

 

Es kommt Bewegung in die Natur – noch sind die seltenen Singschwäne auf den Weiden zu beobachten. An manchem Storchennest hat inzwischen emsige Betriebsamkeit eingesetzt – und das, obwohl auch die Wildgänse noch längst nicht aufbruchsbereit sind.

Hans Glader steht früh auf, um einen Singschwan vor die Kamera zu bekommen. „Sie können jetzt jeden Tag ziehen“, sagt der Vogelfachmann. Singschwäne kommen aus Finnland, einige von ihnen verbringen den Winter bei uns. „Sie sind weiß und haben einen gelben Schnabel“, erklärt er. Heimische Höckerschwäne haben einen roten Schnabel und – natürlich – den schwarzen Höcker. In den 80er Jahren gab es häufiger Singschwäne am Niederrhein, die sonst eher in Norddeutschland oder Holland überwintern. Die schönen Vögel schätzen, wie auch die Wintergänse, das Weideland und die Baggerseen hier.

Und wieso sind auch die Störche schon wieder da? „Sind sie nicht“, sagt Glader, obwohl am Hubertushäuschen in Bislich bereits fleißig geklappert wird und der Nestbau im Gange ist. „Das sind Tiere, die hier geblieben sind“, erläutert er. In der Dingdener Heide sei ein Paar geblieben, in Ringenberg und in Bislich am Forellenstübchen und an der Kirche. „Die waren gar nicht richtig weg.“ Winterstörche heißen diejenigen, die die Reise in den Süden gar nicht mehr antreten. „Es war ja auch kein kalter Winter“, sagt Glader. Rückkehrer sind erst in den kommenden Wochen zu erwarten. Von Mitte März bis April, manche trudeln noch im Mai ein. Als erstes kommen die männlichen Tiere an, die sich bereits um das Nest kümmern. Zwei Wochen später folgen die Weibchen.

Die Winterstörche haben dann schon ihr Nest fertig und einige auch schon Nachwuchs. Sie können sich die besten Brutorte aussuchen. „Es ist auch von Vorteil, dass sie früh brüten. Dann sind die Kleinen bei der Schafskälte Anfang Juni schon kräftig genug“, erklärt der Vogelfachmann.

Der Storchenfan nutzt die Gelegenheit, um mit einer Mär aufzuräumen. Störche seien einander nicht ein Leben lang treu. „Man weiß heute, dass sie eher an das Nest, als an den Partner gebunden sind.“ In die Dingdener Heide beispielsweise kam lange Zeit dasselbe Paar. „Irgendwann war dann eine Holländerin als neue Partnerin des Storches da“, sagt Glader. Die andere Störchin fand jedoch auch in der Gegend bei Dorsten ein neues Glück.

Damit die Vögel am Niederrhein auch in Zukunft ein Zuhause haben, werden in Hamminkeln mithilfe des Vereins Alte Herrlichkeit Wertherbruch drei bis vier weitere Storchennester aufgestellt. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Störche NRW und Hans Glader wurden geeignete Standorte in dem Dorf gesucht. Das erste Storchennest wird in der Umgebung vom Café Waldsee aufgestellt. Ein weiterer Standort wurde in der Nähe der Provinzialstraße bereits gefunden. Es sollen sich die Vögel in der Isselniederung ansiedeln, die von Ringenberg über Loikum nach Wertherbruch ziehen.  Die organisatorischen, technischen und handwerklichen Arbeiten werden von Johannes Verbücheln und Heinz Weidemann ausgeführt. Die Unterplatte der Pfahlnester, mit Löchern zum Ablauf des Wassers produziert, ist aus besonderem Holz und wurde von Klaus Niewendick zur Verfügung gestellt. Das erste Storchennest, das der Verein errichtet hat, war im März 2013 auf dem Isseldeich in Höhe des Gehöfts Westerfeld/Meyer aufgestellt worden.

Übrigens: Junge Störche kehren nie in die Gegend zurück, in der sie geschlüpft sind. Sie suchen sich neue Reviere und Partner. Es ist ein Trick der Natur, um Inzuchten zu vermeiden. Allerdings ist das erste Lebensjahr für die Jungtiere auch das gefährlichste. Noch unerfahren, überstehen etliche den Zug nach Süden und zurück nicht. sz

info

STÖRCHE IN DER BRUTZEIT BEOBACHTEN

Angebot Die Webcam des Bislicher Heimatvereins ist jederzeit freigeschaltet und bietet einen guten Blick auf das Storchennest an der Kirche in Bislich und ist zu finden im Internet unter www.bislich.de.

Brutzeit Die Brutzeit von Störchen beträgt 33 bis 34 Tage, bevor dann die Küken der Vögel schlüpfen. Störche haben eine allgemeine Lebenserwartung von 20 bis 30 Jahren.

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