Königsjubel mit langer Verzögerung

Erst als seine Schützenbrüder ihm zujubeln, dämmert es Marc Scholten, dass er der neue Bislicher Regent ist. Radoslaw Maczka holt sich den Titel des Stadtkönigs

Johannes Kruck

Markus Joosten

Er konnte es erst selbst kaum glauben: Marc Scholten ist neuer König von Bislich. Neben ihm seine Ehefrau Corinna, die neue Königin.

Wesel. Das gestrige Königsschießen wird in die Historie der Schützengemeinschaft Bislich eingehen. Denn selten wurde der Wettkampf um die Königswürde so kurios entschieden, wie diesmal: Der neue König Marc Scholten erfuhr erst mit Verzögerung von mehreren Sekunden, dass er der neue Regent von Bislich ist. Was war geschehen? Es war 18.11 Uhr, als der 42-jährige den Rumpf des Holzvogels ins Visier nahm – nach seinem Schuss, es war der 50. insgesamt, ging ein Raunen durchs Publikum, denn der Vogel wackelte zwar, fiel aber nicht von der Strange. Marc Scholten pustete einmal kräftig durch und mischte sich wieder unter die anderen zehn Aspiranten um die Königswürde. Nun war Matthias Kasner an der Reihe: Der 41-Jährige schritt zielstrebig zum Gewehr und wollte gerade anlegen, da fiel der Rest des Vogels wie von Geisterhand zu Boden. Ungläubiges Staunen weit und breit!

Durch plötzlich brandete Jubel auf – mittendrin Marc Scholten, den seine Schützenbrüder feierten. Er wirkte überglücklich, allerdings völlig überrascht zugleich. Kein Wunder: „Ich habe den Vogel ja gar nicht fallen sehen. Erst als alle anderen mir plötzlich zugejubelt haben, dachte ich mir: Jetzt bin ich wohl der neue König“, erzählte der Unternehmer für Bürotechnik. Schon als 18-Jähriger hatte er einmal – allerdings vergeblich – versucht, Bislicher Schützenkönig zu werden. Minuten nach seinem Triumph war er noch immer völlig baff: „Mit sowas rechnet doch niemand, das muss ich jetzt erstmal verarbeiten.“ Mit Königin Corinna Scholten an seiner Seite dürfte ihm dies aber sicher gut gelingen.

Zuvor hatte Edmund Nunnendorf den rechten Flügel errungen, den linken Flügel schoss Ludger Lause herunter. Die Krone sicherte sich Roger Beschoner, das Zepter ging an Heinz-Gerd Laakmann. Desirée Kleinaltenkamp zielte so präzise, dass sie den Reichsapfel gewann – den Schwanz schoss Martin Tepaß zu Boden. Die weiteren Preisträger sind Michael Kubasch (Fladder 1), Marc Scholten (Fladder 2), Thomas Tichelhofen (Fladder 3) sowie Gerold Lange (Fladder 4).

Das Stadtkönigsschießen wurde diesmal ebenfalls in Bislich ausgetragen – auch dieser Wettkampf fiel in die Kategorie „nicht alltäglich“. „Der Vogel war ein bisschen widerspenstig“, begründete Bislichs Schützensprecher Tobias Engels, warum das Schießen um den Stadttitel unfassbare dreieinhalb Stunden und 205 Schüsse erforderte, um aus 16 Königen den Titelträger zu ermitteln. Der 43-Jährige Radoslaw Maczka vom Diersfordter Schützenverein konnte schließlich jubeln. Auch für ihn garantiert ein unvergesslicher Moment!

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