Künstler zeigt Corona-Krise die Faust

Thomas Heweling aus Bislich hat aus einem Eichenstamm eine Stele mit einer Coronafaust geschaffen – und sagt mit ihr dem Virus den Kampf an

Von Christian Schyma Foto Markus Weissenfels FUNKE Foto Services

Thomas Heweling will seine Skulptur an einem öffentlichen Platz ausstellen und wartet auf Angebote. 

Wesel Eigentlich hatte Thomas Heweling ganz andere Pläne. Der Weseler Künstler war gerade damit beschäftigt, für das Kloster Kamp ein Objekt anzufertigen. Mit einer Frau, die auf einer Säule einen Handstand macht. Doch dann kam Corona – und mit dem Virus eine neue Idee. Heweling saß da gerade mit einem Freund auf der Bank vor seinem Atelier, als es noch keine Kontaktsperre gab. „Ich musste mich mit dem Thema beschäftigen, da kam ich gar nicht drumherum“, sagt Thomas Heweling. Die Krise habe einen künstlerisch-kreativen Prozess ausgelöst.

Ähnlich wie während der Flüchtlingskrise, als der Tischlermeister, Innenarchitekt, Grafik-Designer, Bildhauer und Künstler aus Bislich bereits seine Gedanken in Kunst umgesetzt hat – in Form eines Victory-Zeichens aus Holz mit dem Titel „Peace“. „Das hätte vielleicht diesmal auch gepasst“, findet Heweling. Doch der 36-Jährige suchte eher nach einem Symbol, das Kraft und Energie ausdrückt. „Diese Zeit fordert ihre Kunst“, findet Heweling.

Und so entstand die Idee, eine Coronafaust zu schaffen. Zweieinhalb Wochen, rund 120 Stunden lang auch oftmals bis in die Nacht hinein formte Heweling sein Kunstwerk gegen die Krise. Aus einem 90 Kilogramm schweren Stück massiver Eiche, 2,70 Meter hoch. Mit dem Winkelschleifer, mit verschiedenen Stecheisen, mit dem Holzhammer. Viel „Feintuning“ erforderte die 60 Zentimeter hohe geballte Faust an der Spitze der Stele.

Ähnlich zeitintensiv war die Fertigung der dreidimensionalen, erhobenen Schriftzüge: „Zusammenhalten!“, „Nächstenliebe!“, „Stick Together!“ und „F-you Corona!“ ist da zu lesen – auf den ausgestreckten Mittelfinger hat er aber ganz bewusst verzichtet. „Es sollte nicht zu rabiat, aber auch nicht zu lieb werden“, betont Heweling. „Hinter meinen Arbeiten steckt immer eine Botschaft, sie soll die Menschen zum Nachdenken anregen. Und diesmal heißt es auch: Wir müssen das jetzt zusammen anpacken.“

Thomas Heweling arbeitet in seiner Werkstatt mit vielen Materialien, mag Metall, genauso wie Glas und vor allem Holz als „warmen“ Werkstoff. „Ich habe da keine Scheuklappen, aber mit Holz arbeite ich sehr gerne“, sagt Heweling. Vornehmlich stellt er Objekte und Figuren her, malt, zeichnet und fotografiert aber auch.

Für seine Coronafaust sucht der Künstler jetzt noch einen geeigneten Standort. Heweling könnte sich da als Beispiel den Platz vor einem Krankenhaus vorstellen – und hofft, dass sich in den nächsten Tagen noch weitere Interessenten bei ihm melden. Wenn die Corona-Krise dann irgendwann überstanden ist, möchte Heweling sein Kunstwerk verkaufen – und den Erlös dem Friedensdorf Oberhausen spenden.

Aber jetzt ist erst einmal wieder Zeit für das Projekt mit der Frau, die einen Handstand macht…

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