Nur ein Supermarkt fehlt im Dorf

Schützenfest, Karneval und Fest am See: Grund zur Langweile gibt es für Jugendliche in Bislich nicht. Zumindest nicht, wenn man sich auf die zahlreichen Angebote einlässt

Florian Langhoff

Wesel. Es vergehen auf dem Platz vor dem Jugendraum in Bislich kaum ein paar Minuten, in denen nicht irgendjemand auf dem Fahrrad oder zu Fuß vorbeischaut und den fünf Jugendlichen, die hier am Abend an einer Treppe Platz genommen haben, einige freundliche Worte zuruft. „Der Buschfunk funktioniert hier noch sehr gut. Spätestens morgen weiß hier jeder, dass wir ein Interview gegeben haben“, kommentiert Malin Hollmann (21) die Situation.

Auch das gehört zum Dorfleben dazu, das in Bislich allerdings wesentlich abwechslungsreicher für Jugendliche ist, als man als Außenstehender vermuten möchte. „Langweilig ist es hier nicht“, sagt Alexander Droste (21), was besonders an den verschiedenen Festivitäten und Vereinen im Ort liegt. Schützenverein, Feuerwehr, Blasorchester, Tambourkorps und Sportverein laden zu Aktivitäten ein. „Man kann sich überall einbringen, wenn man möchte“, sagt Tino Theisen (24). Dabei bieten die meisten der Gruppen im Dorf auch viele Dinge für Jugendliche an und kümmern sich um die jüngeren Menschen im Dorf. „Gerade der Heimatverein macht hier viel, mit Dingen wie dem Badestrand oder dem Volleyballfeld“, sagt Malin Hollmann. Dazu kommt die Jugendgruppe, in der die älteren Jugendlichen im Dorf Angebote für die Jüngeren schaffen. Eine Idee, die sich in Bislich auch durchgesetzt hat.

Überhaupt bietet das Dorf am Ufer des Rheins einiges an Attraktivität. „Am Wochenende kommt der halbe Ruhrpott her, um dort Zeit zu verbringen, wo wir wohnen“, sagt Tino Theisen. Rund um Bislich bieten sich natürlich viele Gelegenheiten zum Laufen, Spaziergehen und Radfahren an. Trotzdem hält es dann doch nicht jeden hier. „Ich werde jetzt hier wegziehen. Wenn ich studieren gehe, dann möchte ich erstmal raus aus dem Dorf“, sagt die 19-jährige Johanna Wehoven. Sie kann sich aber durchaus vorstellen, dass sie irgendwann später wieder in ihre Heimat zurückkehren wird. „Viele Menschen, die außerhalb gewohnt haben, zieht es wieder zurück hierher“, erzählt Lukas Giesen (24). Gerade Familien mit Kindern schätzten das Leben im Dorf. Generell kann man hier schnell Fuß fassen. „Es ist natürlich am einfachsten, wenn man in einen Verein geht – gerade für Jugendliche. Aber es geht auch ohne“, sagt Lukas Giesen.

Und dann gibt es natürlich auch noch die Höhepunkte im Jahresprogramm des Dorfes: Schützenfest, Karneval und Fest am See. „Das Schützenfest ist sicherlich der Höhepunkt des Jahres, auch für viele Menschen von außerhalb“, erklärt Lukas Giesen. Für viele Menschen, die aus Bislich stammen, aber nicht mehr dort wohnen, sind diese Festtage ein Grund zur Rückkehr in die Heimat – und wenn es aus München ist. Hier trifft sich dann quasi das ganze Dorf.

Schwierige Busverbindungen

Aber gibt es auch etwas, was den Jugendlichen hier fehlt? „Ein Supermarkt!“, antworten alle fünf beinahe zeitgleich. Denn eine Einkaufsmöglichkeit gibt es in Bislich nicht, was die Jugendlichen besonders stört. „Eine schnelle Internetverbindung wäre auch nicht schlecht“, sagt Tino Theisen, wobei sich die Lage auf dem Dorf mittlerweile etwas verbessert hat, was das angeht. Allerdings sieht es bei einer Sache im Bereich Infrastruktur eher düster aus: dem öffentlichen Nahverkehr. „Hier kommt nur ein Bus pro Stunde. Wen man den verpasst, dann bleibt einem nichts anderes übrig, als auf den nächsten zu warten“, sagt Alexander Droste.

Alles in allem sind die fünf vollkommen zufrieden mit ihrer Kindheit und Jugend in Bislich. „Es ist nicht so, als hätte man sich mal irgendwann gedacht, dass es hier langweilig ist“, sagt Lukas Giesen. Bolzen, Baumbuden bauen oder über die Stoppelfelder rennen und dazu die Angebote der Vereine. „Hier kann man schon eine coole Kindheit und Jugend haben.“

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