Von Bislich in den Vatikan

Ein Treffen mit dem Papst: Wie Lars Giesens langgehegter Traum ein Happy-End fand, ist auf dem Niederrhein Filmfestival im Kulturspielhaus Scala Wesel zu sehen

Lars Giesen, dessen Film auf dem Niederrhein-Filmfestival gezeigt wird (links), mit Sascha Dörger und Papst Franziskus im Vatikan in Rom.  NFF PR

Wesel Der Papst läuft außer Konkurrenz. Während sich andere Kurzfilme erst noch dem Wettbewerb stellen müssen, um bei der Abendgala des Niederrhein Filmfestivals gezeigt zu werden, ist die gefilmte Papstreise von Lars Giesen und Sascha Dörger schon gesetzt. Die 17-minütige Doku läuft am Samstag, 5. September, im Kulturspielhaus Scala in einem eigenen Block mit anderen Beiträgen niederrheinischer Filmemacher.

Lars Giesen, Familienvater aus Bislich, ist gelernter Goldschmied und ausgebildeter Mediengestalter, angestellt bei einer Agentur in Wesel. Sascha Dörger ist Familienvater und Mediengestalter in Mülheim an der Ruhr. Dass die Freunde, die sich seit der Berufsschule in Krefeld kennen, einmal Hauptdarsteller, Produzenten und Kameramänner eines eigenen Films sein würden, der obendrein auf einem Festival gezeigt wird, schien vor wenigen Jahren so unerreichbar wie ein Treffen mit Papst Franziskus im Vatikan.

Begeisterter Autogrammsammler

Doch der Reihe nach: Lars Giesen ist begeisterter Autogrammsammler. Seine Kindheitsidole Bud Spencer und Terence Hill traf er mehrfach, auf seiner Facebook-Seite tummeln sich gemeinsame Fotos mit Hollywoodstars wie Arnold Schwarzenegger, Sylvester Stallone sowie Robert De Niro und Fotos mit nahezu allen deutschen Prominenten. Nur sein großer Wunsch, das Oberhaupt der katholischen Kirche zu treffen, blieb über Jahrzehnte unerfüllt: „Als Papst Johannes Paul II. 1987 nach Kevelaer kam, fuhren meine Eltern mit mir nicht hin, weil sie in der Menschenmenge um das Wohl ihres zehnjährigen Sohnes bangten“, sagt Lars Giesen.

Papst Benedikt XVI. sah er 2005, beim Weltjugendtag in Köln, immerhin aus der Ferne. Durch Händler und Agenturen kam Lars Giesen auch an Autographen vieler Päpste, meist waren dies Briefe oder Karten aus der Zeit als Kardinäle. Dann erinnerte er sich an Sascha Dörgers Diplomarbeit über die zehn Gebote – ein illustrierter Brückenschlag zwischen dem Alten Testament und der Gegenwart. Giesen und Dörger erweiterten die Idee zu einem Ausstellungskonzept namens „Vision Zukunft Jugend“.

Durch eine private Vermittlung durften sie das Konzept einem Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz vorstellen, und so fielen im Dezember 2017 die magischen Worte: „Das wäre doch ein schönes Geschenk für den Heiligen Vater.“ Tatsächlich folgte wenige Wochen später eine schriftliche Einladung durch Georg Gänswein, damals Präfekt des Päpstlichen Hauses, zu einer Generalaudienz. Lars Giesen und Sascha Dörger gehörten zu den Auserwählten für die „Prima Fila“, also die erste Reihe. Im April 2018 flogen sie nach Rom und hielten von der ersten Minute an mit ihren Smartphones und einer GoPro-Minikamera den Weg zum Vatikan und Petersplatz fest. „Wir hatten da noch die Hoffnung, dass ein Fernsehsender später über uns berichten wird, aber wir wollten diese einmalige Reise auch privat für uns festhalten“, sagt Lars Giesen.

Der Film, der am Samstag im Scala zu sehen ist, zeigt detailliert den Weg durch alle Sicherheitszonen bis zur Prima Fila. Lars Giesen und Sascha Dörger wussten, dass die Begegnung und das Gespräch mit Papst Franziskus nur ein bis zwei Minuten dauern würden. „Es wäre kein Problem gewesen, um ein Autogramm oder ein Selfie zu bitten“, sagt Lars Giesen, „aber wir wollten uns auf die Präsentation des Kunstprojekts konzentrieren.“

Dass es genügend Bilder von ihm und Franziskus geben würde, war Giesen ohnehin klar: Zwei vatikanische Fotografen und ein Kameramann dokumentieren jeden Schritt des Papstes, diese Fotos und Videos werden später zum Kauf angeboten. „Als uns der Papst gegenüberstand, war ich beeindruckt von seiner Aura“, sagt Lars Giesen. Und Sascha Dörger ergänzt: „Das war ein ganz unwirklicher Moment. Ich hatte den Eindruck, als würde ich die ganze Szene von außen beobachten und mich auch selbst sprechen hören.“ Lars Giesen hofft, dass der Papst eines der gemeinsamen Fotos irgendwann signieren wird. Doch er hat aus dem Vatikan eine andere Erinnerung mitgebracht, um die ihn Millionen Gläubige beneiden dürften. Was das ist, zeigt ein ganz besonderer Clou in dem Papstfilm, der an dieser Stelle nicht verraten werden soll. „Ich bin so froh, dass damals alles reibungslos funktioniert hat“, sagt Lars Giesen, der sich inzwischen zwei weitere große Ziele gesetzt hat: „Ein Treffen mit Queen Elizabeth II. oder Barack Obama, das wäre was!“ Oder noch ambitionierter: „Ein gemeinsames Foto mit Papst Franziskus und seinem Vorgänger Benedikt XVI.“ ha/ms

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