Was vom Hochwasser blieb

Jahr für Jahr räumen die Landwirte Schwemmgut – darunter viel Plastik – von den Wiesen am Deich. Das Material gefährdet Vieh und Maschinen

Von Susanne Zimmermann Foto Markus Weissenfels

Foto Carsten Schmäh, Karl-Heiz Arden, Josef Bruckwilder, Bernd Bruckwilder, Felix Bulich und Martin Gimken (v.l.) zeigen, was der Rhein den Landwirten alles beschert hat. Das Schwemmgut darf nicht auf den Wiesen bleiben.

Wesel. Nach jedem Hochwasser – im Grunde mindestens in jedem Frühjahr – heißt es für die Bauern anpacken: Plastikmüll, Getränkedosen, Eimer, ein ganzer Kühlschrank und jede Menge Gestrüpp stapeln sich am Rheinufer oberhalb des Bislicher Klärwerks entlang der Nato-Straße. „Das ist reine Handarbeit“, erläutert Landwirt Martin Gimken, Vorsitzender der Ortsbauernschaft Bislich. Sieben Männer haben eineinhalb Tage gearbeitet, um diesen rund 150 Meter langen und drei Meter breiten Wall zusammenzutragen. Schwemmgut, vor allem Plastik Glas und Aluminiumdosen, ist gefährlich.

Gefährliche Getränkedosen

„Müll ist für die Tiere nicht gut“, bringt Felix Bulich es auf den Punkt, „und er kann auch in die Maschinen kommen“. Deshalb räumen die Bauern Frühjahr für Frühjahr – und nach jedem weiteren Hochwasser noch einmal – auf.

„Getränkedosen gehen problemlos durch den Häcksler“, erklärt Carsten Schmäh, Ortslandwirt der Landwirtschaftskammer für Wesel. Scharfkantige Stücke landen dann im Futter, die Tiere können qualvoll daran zu Grunde gehen. „Es gibt immer mal wieder Verluste.“ So räumen sie die Weiden am Rheinufer so gut es geht frei, schon aus eigenem Interesse. Obwohl: Ein wenig wurmt das schon, schließlich ist es nicht ihr Müll. „Das ist Abfall von der Bundeswasserstraße“, sagt Gimken. In den 70er Jahren sei das Aufräumen deshalb bezahlt worden, den Müll von Bundesstraßen entsorge ja auch der Landesbetrieb Straßen NRW. Irgendwann habe die Stadt Kalkar diese Regelung aber gerichtlich gekippt, jetzt gibt es kein Geld mehr.

So sammeln sie den „Müll unserer Freizeitgesellschaft“, wie Schmäh es nennt, weiter ein. Jahr für Jahr. Und hoffen, eventuell den Deichverband mit ins Boot holen zu können. Ein Problem, das übrigens alle Landwirte entlang des Rheins haben, nur nicht im gleichen Maße, „durch die Westwinde bleibt bei uns meist mehr hängen“.

Sobald der Boden wieder befahrbar ist, legen die Landwirte los. Auch, weil die Brutzeit der Singvögel beginnt – die Zeit ist knapp, das wissen sie. Auf Forderungen von Naturschützern reagieren die Bauern da eher allergisch. Das Frühjahr ist für sie eine arbeitsreiche Zeit. „Wir brauchen niemanden, der uns drängt“, sagt Landwirt Karl-Heinz Arden. Man respektiere die Zeiten so gut wie möglich. Auch sei es nicht sinnvoll, sofort nach der ersten Hochwasserwelle zu beginnen, häufig folgt, wie in diesem Winter, eine zweite. Jetzt ist die Arbeit erstmal erledigt, die Spuren werden bald nicht mehr sichtbar sein. Bis zum nächsten Mal.

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